Unnauer Patenschaft und Kirchenverein Unnau engagieren sich für Jungen (3) aus Moldawien
Fröhlich sitzt der dreijährige David Advahov zwischen seinen Eltern auf dem Sofa. Noch scheint der kleine Junge nicht zu wissen, wie es gesundheitlich um ihn bestellt ist. Sein Vater Eugen und seine Mutter Violetta lächeln tapfer mit ihm, auch wenn ihnen eigentlich zum Weinen zumute ist. Seit einigen Tagen ist die Familie, zu der auch die sechs Monate alte Tochter Marina gehört, aus dem armen, kleinen Land Moldawien in Deutschland zu Gast. Der Grund ihres Aufenthalts ist der aggressive Tumor, der an Davids Stammhirn sitzt und der in seiner Heimat gar nicht oder erst (zu?) spät – in einem halben Jahr – operiert werden kann. Deshalb hat Davids Großvater, ein Pastor, den Evangelischen, Kirchenverein Unnau kontaktiert, zu dem er über die Moldawien-Hilfe des Vereins seit Jahren Beziehungen pflegt. Zusammen mit der Unnauer Patenschaft entschloss sich der Kirchenverein spontan, der Familie zu helfen. Dafür werden jetzt öffentlich Spenden gesammelt.
Die Odyssee der Advahovs begann Anfang dieses Jahres, als die Eltern am linken Auge des Jungen plötzlich _ eine Fehlstellung feststellten. Ein Termin beim Augenarzt blieb ohne genaue Diagnose. „Der Arzt meinte, es gebe ein Problem mit einem Nerv. Deshalb hat er uns zu einem Neurologen geschickt“, erzählt Vater Eugen, der recht gut Englisch spricht. Der Neurologe konnte ebenfalls keine konkrete Ursache feststellen und regte ein MRT an, um sich ein Bild von Davids Kopf machen zu können. Die Magnetresonanztomographie offenbarte schließlich den Tumor, der bereits auf den Sehnerv drückt, permanent weiter wächst und weitere lebenswichtige Funktionen bedroht. Hilfe in Moldawien ist nicht in Sicht.
Als man in Unnau von diesem Schicksal erfuhr, wurde binnen Stunden ein Hilfskonzept in Gang gesetzt, .berichten Dorothee Wenzelmann von der Unnauer Patenschaft und Anette Gräter vom Kirchenverein. Die Aufnahmen von Davids Gehirn wurden umgehend an die Essener Uniklinik geschickt, mit der die Patenschaft seit Langem verbunden ist. Einer der verantwortlichen Ärzte dort erkannte die Dringlichkeit und erstellte kurzfristig einen Behandlungsplan, zu dem ein mikrochirurgischer Eingriff bei David gehört – eine weitere OP nicht ausgeschlossen.
Die Patenschaft wiederum, die laut Satzung eigentlich nur Familien aus dem Westerwald finanziell fördern darf, tritt als Vermittler auf und hat organisiert, dass die Advahovs ganz schnell hierher kommen konnten. Zurzeit wohnen sie in einem der Ferienhäuser der Patenschaft in Eichenstruth. Da es sich um ein ausländisches Kind ohne deutsche Krankenversicherung handelt, hat der Hilfsverein angekündigt, mit zunächst 50.000 Euro für Davids lebenswichtige Behandlung in Vorleistung treten, damit keine Zeit verloren geht. Dafür jedoch werden Spenden händeringend benötigt. Vater Eugen und Mutter Violetta sind von der Hilfsbereitschaft in Deutschland überwältigt. „Alles, was wir sagen können, ist danke“, bricht es unter Tränen aus ihnen heraus.
Artikel: Nadja Hoffmann-Heidrich, Westerwälder Zeitung Nr. 152, Donnerstag, 4. Juli 2019
Bild: Röder-Moldenhauer